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Keine Eingangsklasse 2022 in der Dahler Grundschule

Zum zweiten Mal seit dem Zusammenschluss der Dahler Grundschule mit der Düringerschule Rüblinghausen zum „Grundschulverbund Düringerschule“ wird es keine Eingangsklasse am Dahler Grundschulstandort geben. Dies wurde am Mittwoch, den 7. April 2022, in der Stadtverordnetenversammlung von allen Ratsmitgliedern, jedoch mit einer Enthaltung von Thomas Primavesi (CDU), der als Ratsmitglied Dahl-Friedrichsthal im Stadtrat vertritt, beschlossen.

Bis zuletzt waren es nur 14 Kinder, die für Dahl angemeldet wurden, und damit genau eines zu wenig, um basierend auf dem Schulrecht, das eine Mindestzahl von 15 Kindern vorsieht, eine Eingangsklasse bilden zu können. Auch ein Aufschub der Entscheidung vom ersten Sitzungsblock Anfang Februar auf den jetzigen zweiten Sitzungsblock im April, der auf Antrag der CDU erfolgt war, und alle daraufhin erfolgten Versuche der Dorfgemeinschaften Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke führten nicht zum gewünschten Erfolg, das fehlende „15. Kind“ zu finden. Folglich werden zukünftig die eigentlich für Dahl angemeldeten 14 Kinder aus Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke den Standort Rüblinghausen besuchen.

Zu der Gesamtsituation fand Thomas Primavesi in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch deutliche Worte und sprach aus, was viele aus Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke denken: „Ich vermisse das Engagement für Dahl.“ Zwar gab es Gespräche der Schulleitung und Schulverwaltung mit Eltern aus Rüblinghausen, jedoch wurde bereits auf einem Treffen mit den betroffenen Dahler und Saßmicker Eltern im Januar diesen Jahres deutlich zum Ausdruck gebracht, dass man sich hiervon wenig verspreche, da diese Vorgehensweise in der Vergangenheit auch keine Änderungen gebracht habe. Augenscheinlich im engeren Verwaltungskreis geführte Überlegungen, beispielsweise einen Schülerverkehr zwischen Dahl-Friedrichsthal und bisher nicht via ÖPNV daran angebundenen Orten einzurichten, wie Bürgermeister Peter Weber in der Bürgerfragerunde am Ende der Ratssitzung erklärte, fanden hingegen ihren Weg schlichtweg nicht an die Öffentlichkeit und blieben infolgedessen ebenfalls wirkungslos.

Ein weiterer durch die Dahl-Friedrichsthaler und Saßmicker Ortsvorsteherinnen, Dr. Benita Wister und Sandra- Kurz-Schneider, der Verwaltung vorgeschlagener Lösungsansatz, zukünftig ukrainische Kinder verstärkt am Standort Dahl zu beschulen, fand ebenfalls keine Resonanz. Stattdessen gehen aktuell drei ukrainische Kinder in Rüblinghausen zur Schule und weitere werden am Rüblinghauser Standort folgen – eine Entscheidung des Schulamtes, wie Peter Weber mutmaßte, auf die die Verwaltung keinen Einfluss habe. Dieser auch von Thomas Primavesi als Win-Win-Situation für alle Beteiligten gesehene Lösungsansatz, der für ukrainische Kinder kleine Klassen an einem schönen, modernen, aber ebenso überschaubaren Schulstandort und für Dahl-Friedrichsthal nicht nur die Bildung einer Eingangsklasse, sondern eine längerfristige Sicherung des Standortes bedeutet hätte, wird demzufolge auch ins Leere gehen.

Die Problematik der zu geringen Schülerzahlen an der Dahler Grundschule ist wiederkehrend und war seinerzeit auch der Grund für die Zusammenlegung der beiden Grundschulen Düringerschule und Dahl zum „Grundschulverbund Düringerschule“. Im Jahr 2017 wurde schließlich erstmals keine Eingangsklasse in Dahl gebildet, nachdem es nur 12 Anmeldungen für den Standort gab, zwei Jahre später, 2019, stand die Bildung der Eingangsklasse abermals auf der Kippe. Obgleich es 15 Anmeldungen gab, wie es im Schulgesetz als Mindestzahl definiert wird, bestand das Schulamt auf 17 bis 18 Kinder. Erst nach massiven Prostesten der beiden Dorfgemeinschaften Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke, mit einer Unterschriftenaktion, an der sich mehr als 500 Unterstützerinnen und Unterstützer der Dahler Grundschule beteiligten, kam Bewegung in die Angelegenheit und die Klassenbildung mit 15 Kindern wurde letztlich als „Ausnahme“, so die damals sehr deutlich formulierte Aussage von Schulverwaltung, Schulleitung und Schulamt, und nur unter vielen Diskussionen in der Stadtverordnetenversammlung genehmigt.

Seitdem ist die vorherrschende Meinung, dass es den Ortsteilen obliegt, für ausreichend Kinder zu sorgen. Doch wie soll das geschehen? Eine realistische Möglichkeit wäre die Schaffung von Neubaugebieten, um jungen Familien Lebensraum in Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke zu bieten. Jedoch wurden auf Drängen der Bezirksregierung Arnsberg in beiden Dörfern erst 2021 mehr als 13.000 m² Wohnbaufläche wieder in Grünfläche und Flächen für die Landwirtschaft zurückgewidmet. Eine gerne angeführte Begründung sind die Baulücken in beiden Dörfern – aber: beispielsweise auch in Rüblinghausen gibt es Baulücken, nichtsdestotrotz wurden dort zeitgleich 21.000 m² Land in Wohnbaufläche abgeändert, so dass neue Wohngebiete entstehen können. Und auch der vielfach herangezogene Ansatz des Generationenwechsels in den Dörfern ist kaum zielführend, da er in keiner Weise kalkulierbar ist. Dass nach Aussage der Verwaltung vielleicht irgendwann einmal auch wieder neue Baugebiete in Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke geschaffen werden könnten, ist ein schwacher Trost und hilft dem Dahler Schulstandort weder aktuell noch in naher Zukunft weiter.

Fakt ist, wenn man die Grundschule in Dahl-Friedrichsthal dauerhaft erhalten möchte, und dies betonen Verwaltung und Politik immer wieder, dann muss endlich etwas aktiv getan werden, und zwar öffentlichkeitswirksam und von allen Beteiligten – Schulleitung, Verwaltung und natürlich auch beiden Dorfgemeinschaften. Es bedarf neuer Wege und Methoden sowie eines entschiedenen Umdenkens, weg von den wiederkehrenden, kurzfristigen „Rettungsversuchen“, wenn die Anmeldungen bereits erfolgt und zu gering sind, hin zu durchdachten, konstruktiven und kreativen Lösungsansätzen, die dazu dienen können, langfristig die Schülerzahlen in Dahl-Friedrichsthal zu stabilisieren. Bürgermeister Peter Weber hat dazu auf der Stadtverordnetenversammlung seine umfassende Unterstützung und Gesprächsbereitschaft zugesichert. Die Dorfgemeinschaften Dahl-Friedrichsthal und Saßmicke stehen in den Startlöchern, denn „Dahl-Friedrichsthal macht Schule“, und das soll auch so bleiben.

Weitere Informationen findet ihr in der Siegener Zeitung (SZ+ – Artikel), der Westfalenpost, bei LokalPlus und im Sauerlandkurier: